
Wenn langsam der Duft von schmorenem Rindfleisch und Wein durch die Küche zieht, denke ich an meine ersten Kochstunden in Frankreich. Das ist kein schnelles Abendessen – dabei dreht sich alles ums Ruhigsein. Wer Geduld hat, zaubert aus einfachen Sachen echte Highlights. Ein gutes Bourguignon fühlt sich an wie ein Sonntag mit der Familie und schmeckt nach Seelenfutter, das nur mit Zeit richtig wird.
Nach etlichen Anläufen weiß ich: Großartige Schmorgerichte drehen sich weniger um Technik, sondern um Zeit und Temperatur. Die echte Magie passiert, wenn der Wein einzieht und das Fleisch entspannt weich wird – einfach mal abwarten.
Unverzichtbare Basics
- Schön durchwachsenes Schulterfleisch: Für zarten Biss besser gut marmorierte Stücke wählen
- Roter Wein, den du wirklich trinkst: Einfach einen schönen Pinot Noir oder Burgunder nehmen
- Frische Kräuter: Ein gebundenes bouquet garni gibt Geschmackstiefe
- Guter Speck: Für das richtig deftige Aroma
- Silberzwiebeln: Ganz klassisch – gibt’s mittlerweile in jedem gut sortierten Markt
- Braune Champignons: Erdig, passt super ins Gericht

So Kommt Der Geschmack
- Gut vorbereiten:
- Das Fleisch darf ruhig Zimmertemperatur haben, am besten ordentlich trocken tupfen. Denn feuchtes Fleisch wird nie knusprig braun. Mit Salz und Pfeffer ordentlich würzen, dann kurz ruhen lassen, während du Gemüse schneidest. Schneide lieber Big-Size-Würfel, so bleibt’s beim langen Garen schön saftig.
- Kross anbraten lohnt sich:
- Nie das Fleisch stapeln, lieber in kleinen Portionen scharf braten. Einfach liegen lassen, nicht dauernd wenden! Der richtige Röstaroma kommt von Geduld – etwa 4-5 Minuten pro Seite. Nicht hetzen, sonst fehlt’s am Geschmack.
- Wein & Warten:
- Nimm nur Wein, auf den du selber Lust hättest – Kochwein ist Quatsch. Wenn alles schön angebraten ist, den Wein dazugeben und kurz einkochen lassen, dann erst kommt Brühe ran. Der Duft macht jetzt schon hungrig.
- Langsam wird’s gut:
- Drei Stunden im Ofen bei niedriger Hitze, dann lacht das Herz. Das Rindfleisch zerfällt langsam, Wein und Fleischsaft verschmelzen, alles wird superzart. Nach jeder Stunde werfe ich einen Blick, ob noch genug Flüssigkeit im Topf ist.
Letztes Jahr zu Weihnachten hat selbst mein Schwiegervater, der normalerweise kritisch ist, nochmal nachgenommen. Manchmal ist Zeit wirklich die beste Zutat.
Mit Freunden genießen
Für rustikalen Genuss:
- Sahniges Kartoffelpüree zum Tunken
- Frisches Baguette, um die Soße nicht zu verschwenden
- Ein grüner Salat mit leichtem Dressing
- Im Ofen geröstetes Wurzelgemüse
- Klassische Kartoffelgratin Dauphinois
Franzosen machen’s vor: Beilagen simpel halten, das Schmorgericht spielt sowieso die Hauptrolle.

Fragen und Antworten
- "Kann ich das im Slow Cooker machen?"
- Es geht, aber das scharfe Anbraten fehlt dir dann. Im schweren Bräter schmeckt’s einfach besser.
- "Meine Soße ist zu dick oder zu dünn – was tun?"
- Ist sie zu flüssig, einfach offen 15-20 Minuten einkochen lassen. Zu dick? Dann etwas kräftige Rinderbrühe dazugeben – bitte kein Wasser verwenden.
- "Geht’s auch ohne Rotwein?"
- Ehrlich, nein – ein echtes Bourguignon braucht guten Wein. Sonst lieber ein anderes Schmorgericht wählen wie Coq au Vin oder Boeuf Daube.
- "Wie lange halten Reste?"
- Aufgewärmt schmeckt’s sogar besser! Im Kühlschrank bleibt’s ca. 3 Tage frisch. Am besten langsam auf dem Herd warmmachen.
Das hier ist weit mehr als nur ein Gericht – fast wie eine Liebeserklärung an die französische Küche. Wer Geduld zeigt und liebevoll arbeitet, wird belohnt und schafft zusammen an einem Tisch besondere Momente.
Egal ob Familie oder Gäste kommen: Gutes Bourguignon heißt, dem Prozess zu vertrauen. Lass dir Zeit beim Anbraten, such dir einen tollen Wein, gib dem Ofen die Führung. Schon der Duft macht glücklich und das Ergebnis bringt echtes Wow.
Vergiss nicht, am Ende etwas Brot zu lassen, um auch den letzten Tropfen Soße aufzunehmen. Wie meine alte Lehrerin immer meinte: „Das ist viel zu lecker zum Reste lassen.“